Für 2019 hatte ich mir eine persönliche Herausforderung gesetzt: Die Via Francigena von Lausanne nach Rom zu wandern. Für mich war das etwas Besonderes, weil Wandern absolut kein Hobby von mir war und ist und ich unter normalen Umständen nur in Hotels oder Airbnb-Locations wohne. Ich gebe zu: Ich mag es eher bequem als spartanisch. Dennoch habe ich mich den knapp 1.000 Kilometern zu Fuß gestellt und ein tolles Abenteuer erlebt, nette Menschen kennengelernt und viel Spaß, wie auch Frust, gehabt.
Einmal richtig Wandern: Die Idee
Inspiriert zu der Idee hat mich eine Freundin, die vor 4 Jahren das erste Mal mit ihrer Wanderung auf dem Jakobsweg begann. Seitdem ist sie regelmäßig auf Tour und damit sehr glücklich. Ich fand das interessant, war aber noch nicht voll überzeugt.
Bei einem Urlaub in der Toskana 2016 stieß ich dann auf einen anderen Weg: Die Via Francigena – oder auch zu deutsch der Frankenweg. Die alte Pilgerverbindung von England nach Rom. Das löste etwas in mir aus, war vertrauter als der Jakobsweg. Ich fing an mich zu informieren – und reichte im Herbst 2018 bei meinem Arbeitgeber der VNR Verlag für die Deutsche Wirtschaft AG meinen Wunsch auf ein kurzes Sabbatical ein, um es 2019 zu wagen.
Via Francigena Sud: Mein Plan
Der gesamte Frankenweg geht von einer Abtei in Canterburry quer durch Europa an die Ufer des Tiber nach Rom. Bekannt gemacht durch die Aufzeichnungen von Erzbischof Sigerich um 990 folgte er den gängigen Verkehrsstraßen nach Rom, die zum Teil noch heute existieren. Anders als der Jakobsweg ist die um das Jahr 2000 für Pilger wiederentdeckte Route weniger überlaufen – noch hat Hape Kerkeling kein Buch darübergeschrieben. Für mich ein klarer Reiz: Alleine laufen. Weniger Pilger-Touristen. Mehr Abenteuer. Mehr Herausforderung. Das wollte ich.
Die Umsetzung der Via Francigena Tour
Wäre ich in Canterburry losgelaufen, wäre ich wohl einige Monate beschäftigt gewesen. Soweit wollte ich es fürs Erste nicht treiben. Daher habe ich das wohl bekannte Wegstück ab Lausanne über die Alpen nach Rom gewählt. So konnte ich entspannt am Genfer See entlang schlendern und mich warmlaufen, bevor es ernst wurde. Nach langem Überlegen hatte ich mich zudem entschieden das Teilstück über den St. Bernhardpass mit Verkehrsmitteln nach Aoste abzukürzen.
Die Gründe waren einfach: Es war meine erste Wanderung, ich habe keine alpine Wandererfahrung und ich wollte das Verletzungsrisiko minimieren. Außerdem war unklar, ob der Pass offen sein würde (er war es noch nicht!). Abgesehen von diesem Stück war der Plan durchzulaufen. Ich habe es nicht ganz geschafft und aus Wetter- und Gesundheitsgründen hier und da eine Abkürzung genommen. So kam ich am Ende nur auf ca. 800 KM – auf die bin ich dennoch stolz.
Nach dem Finale: So geht es weiter
Am 19. Juni 2019 war es soweit: Etwas früher als geplant kam ich gemeinsam mit meinem Bruder in Rom an. Ich habe einen Tag am Rande der Stadt innegehalten und mich dann zum Vatikan begeben, um mein Testimonium zu erhalten. Ein unbeschreibliches Gefühl. Und eine wundervolle Reise mit vielen Erfahrungen und Anekdoten. Ich habe mich in den Tag nach der Wanderung gefragt, was ich mit den Erkenntnissen tun soll und mich entschieden, sie in eine Webseite einzubauen – www.challenge-laeuft.de. Dort finden sich im passenden Beitrag zur „Via Francigena Wanderung“ die von mir gewanderten Streckenabschnitten, besuchten Herbergen und weiterer Infos.