Als ich 2018 das erste Mal einen ausführlichen Emilia Romagna Roadtrip unternahm war ich schnell verliebt. Nicht nur in die Küche, die mit Spezialitäten wie Gnocco Fritto, Lambrusco und Torta di Riso aufmacht, sondern auch die Vielfalt der historischen Orte: Fährt man von Piacenza über Parma, Modena, Bologna, Imola, Forli und Cesena gen Süden, folgt man gleichzeitig historischen Stätten die zu verschiedenen Zeiten der Geschichte starke Bedeutung hatten.

Da wäre die heutige Hauptstadt der Region Bologna, die nicht nur für die Bolognese bekannt ist, sondern auch für die Gründung einer der ältesten europäischen Universitäten. Wie auch seine ständigen (politischen) Kämpfe zwischen den führenden Familien der Renaissance.

Oder Ravenna etwas weiter süd-östlich gelegen und als Sitz des Exarchats von Ravenna bekannt: Stadt und Region stellten den Brückenkopf des byzantinischen Reichs in Italien. Das Erbe von Byzanz ist noch heute im Stadtbild sichtbar und zeigt sich in vielen bedeutenden Bauwerken, die oft noch den originalen Mosaikschmuck des fünften bis siebten Jahrhunderts an und in sich tragen.

Städte wie Cesena oder Forlì mögen manchem nicht sofort ein Begriff sein, sind aber gerade zur Zeit der Renaissance Zankapfel des römischen Kirchenstaats mit den lokalen Fürsten und als solche immer wieder Thema in den in zwei Versionen abgedrehten Borgia-Serien aus den frühen 2010er Jahren.

Auch ließ sich die Emilia Romagna aus meiner Via Francigena Wander-Reise nicht wegdenken: Über Piacenza, Fiorenzuola d’Arda, Fidenza und Fornovo di Taro ging es 2019 in die Toskana, dann weiter bis nach Rom.

Als ich nun also vor der Wahl der neusten Reiseroute durch Italien stand war klar: Die Emilia Romagna musste wieder einen großen Teil davon stellen. Der Roadtrip 2018 stand vor allem unter dem Grundgedanken möglichst viele Orte zu besuchen. Der neue Trip sollte zwei Dinge verbinden: Tolle Städte in der Emilia Romagna, mit einem längeren Stopp in der Toskana und etwas mehr Ruhe. Wir kannten uns nun bereits etwas aus.

Die Route: Verona – Florenz – Lucca – Parma – Mantua

Es wäre gelogen zu behaupten, ein wichtiges Ziel dieser Reise wäre gutes Essen und Wein gewesen. Entsprechend war für uns die Region Parma und Bologna gesetzt. Denn dort hatten wir mit mehreren tollen Restaurants und Agriturismos beim letzten Mal gute Erfahrungen gemacht.

Weil wir aber auch noch Städte auf der Uhr hatten, die bisher nicht zu unseren Stopps gezählt hatten, ging es auch noch nach Verona in Venetien und Mantua in der Lombardei. Damit konnten wir noch weitere, tolle lokale Küche und Weine kosten und gleichzeitig zwei schöne Städte erkunden.

Von Köln ging es aber zunächst mit Zwischenstopp in München über Garmisch-Partenkirchen nach Innsbruck. Auf der Strecke muss man immer seine Entscheidung pro/kontra Vignette für Österreich und italienische Autobahn treffen.

Reiseroute Köln - Emilia Romagna - Toskana Köln: https://goo.gl/maps/3UbNcVesMUM3dveo7

Nimmt man alles mit, sind es schnell 35-40€ in eine Richtung. Wer etwas Zeit mitbringt, kann sich von Deutschland über Österreichs Bundesstraße 177 nach Innsbruck schlängeln um dann wahlweise auf die Autobahn oder die Passstraße über den Brenner zu fahren, um mehr oder weniger Zeit zu verlieren.

Auf dem Hinweg haben wir uns für die Version B177 und Autobahn entschieden. Auf dem Rückweg haben wir ausschließlich die Autobahn genommen und damit jede Zeitverkürzung mitgenommen. Eine weise Entscheidung, wie sich zeigen sollte. Denn erst war Starkregen, später Schnee angesagt.

Die Arena di Verona
Die Arena di Verona

Am Ende des zweiten Fahrtags stand unser Ziel Verona. Wir wohnten etwas außerhalb des Stadtkerns in einer alten Vorstadt-Villa mit schönem, kleinen Garten und geräumiger Küche. Das B&B Il Tulipano wird dabei von einer reizenden, älteren Dame geführt. Mit einem Mix aus Englisch, Deutsch und Italienisch konnten wir uns gut unterhalten. Wertvolle Tipps zur Stadt inklusive, die wohl den meisten als Heimat von Romeo und Julia bekannt sein dürfte.

Tipp!
Ein absoluter Hingucker ist die weitgehend seit ca. 2000 Jahren intakte Arena di Verona in der heute noch Opern und Theateraufführungen stattfinden. Auch wenn wir keiner beigewohnt haben – das To-Do kam auf meine Liste.

Geschmacklich hatten wir uns für unseren Abend das Restaurant La Tigella Verona ausgesucht: Tigelle oder auch Crescentine kann man sich als kleine Fladen vorstellen, die vorzüglich zu Schinken oder Käse schmecken. Das Restaurant reichte dazu eine reiche Varietät  an Dips – von Gorgonzola, über Olivenpaste bis weiße Schokolade konnte man aus verschiedenen Varianten wählen. Wer kein Fleisch mag, findet auch eine vegetarische Variante.

Ben Ti Voglio: Ein Wiedersehen mit Wein und Aussicht in der Emilia Romagna

Emilia Romagna: Wein vom Weingut Ben Ti Voglio

Auf der 2018er Tour war ich bereits einmal in der Nähe von Bologna in einem modernisierten Bauernhaus mit Namen Ben Ti Voglio abgestiegen. Gelegen in den Hügeln nahe der Stadt wartet der Inhaber mit einem tollen, eigenen Pignoletto und reichhaltigem Frühstücks-Buffett auf.

Der sanft spritzige Wein der Emilia Romagna ist eine absolute Empfehlung. Und fließt natürlich auf einer Terrasse mit Blick ins Grüne umso reichhaltiger.

Einziger Pferdefuß: Wer danach noch Essen gehen möchte, muss sich zurückhalten. Zu Fuß in die kleine Stadt Rastignano direkt vor Bologna sind es etwa 30-40 Minuten.

Zwar hat das Ben Ti Voglio ein Restaurant, das als absolute Empfehlung gilt. Es ist aber nicht jeden Tag geöffnet und eigentlich immer ausgebucht. Am besten direkt beim Buchen mit planen!

Tipp!
Wer das nicht tut – auch kein Problem: In Rastignano direkt an der Hauptstraße gibt es ein wunderbares kleines Lokal: <ahref=“https: osterianumerosette.business.site=““ „=““>Die Osteria Numero Sette</ahref=“https:>. Dieses Kleinod wartet mit typischer Küche der Emilia Romagna auf. So etwa mit Gnocco Fritto, Pasta al Ragout und leckerem Fleisch. Auch hier darf wahlweise der Pignoletto oder Lambrusco nicht fehlen.

Hat er Lambrusco gesagt?

Ja, hat er. Der häufig in Deutschland als schlechter Pizza-Wein verschriene rote Perlwein gehört zu den Stamm-Weinen der Emilia und hat eine lange Tradition: Schon in der römischen Antike ausgeschüttet, wird er noch heute gern auch leicht gekühlt getrunken.

Mir ist bis heute ein Rätsel, warum es nach Deutschland vor allem meist die doch sehr süßen und häufig wenig pricklig schmackhaften Lambrusco-Flaschen geschafft haben – und warum sie zu warm genossen werden. So muss Lambruso nicht schmecken.

Ein für mich absolut zu empfehlendes Beispiel ist der Lambrusco der Cantine Ceci: Die seit 1938 im Wein-Business tätige Familie hat sich direkt die Domain lambrusco.it gesichert und vertreibt ihre Weine bis nach Deutschland. Wer etwa die Variante „Otello“ der Cantine sucht, wird schnell fündig.

Toskana: Florenz gehört immer auf die Besuchsliste

Blick über Pescia bei Nacht
Blick von Mote a Pescia

Auch wenn Florenz immer touristisch überfüllt und nach einer Weile nervig ist: Ich schätze die Stadt trotzdem wegen ihrer Historie und ein Besuch meines Namensvetters aus Marmor (bzw. seiner Kopie, das Original steht bekannterweise nicht mehr am Palazzo Vecchio).

Nicht ganz aber fast so königlich wie mein Konterfei in der Galerie der Accademia wohnten wir im B&B Villino Fiorentino. Einem netten Palazzo etwas außerhalb der Kernstadt. Dadurch ersparten wir uns die harte Parkplatzsuche rund um die ZTL – Sonderparkzone – der Stadt.

Neben zahlreichen Aperol Spritz im Schatten der Kirchen der Stadt ging es kulinarisch in das Ristorante Pizzeria da Nasone. Leider hatte die Qualität zu früheren Besuchen leicht abgebaut. Das Bistecca Fiorentina war dennoch sehr schmackhaft. Am anderen Abend ging es in die Trattoria Tiberio Firenze.

Lucca und seine Hügel: Wunderschönes Umland mit Geschichte

Von Florenz ging es schließlich durch die Hügel der Toskana in das kleine Örtchen Monte di Pescia Mitten in den Bergen in der Nähe von Pescia, Lucca und Montecatini Terme. Das dort gelegene Agriturismo Monte a Pescia besticht durch einen absolut tollen Ausblick über das Tal, großzügige, wenn auch einfache Ferienzimmer und Wohnungen, sowie einen gut gepflegten Pool.

Hier ließ sich hervorragend entspannen und die Aussicht genießen. Wer außerdem Lust hat, kann in den Hügeln wandern gehen. Kulinarisch entschieden wir uns zweimal für das Angebot des Abendessens vor Ort.

Anders als im Ben Ti Voglio gab es für uns hier an beiden Abenden einen Tisch – und ein wirklich tolles Menü und gefühlt unendlichen, lokalen Wein. War die Karaffe leer, wurde sie wieder voll. 3,5 Gänge, Wein und Wasser für 25 Euro pro Person. Da gab es nichts auszusetzen und ich fiel jedes Mal mehr als glücklich ins Bett.

Toskana: Essen in Pescia

Von unserem Berg-Refugium aus ließen sich wunderbar Tagestouren nach Pescia, Lucca und Montecatini Terme unternehmen. Letztere ist eine klassische Thermalstadt, wie sie auch in Deutschland im vorletzten Jahrhundert in Mode waren, nur eben auf Italienisch: Üppige Bauten und eine große Gartenanlage, sowie ein Furniculare in die Oberstadt zeichnen das Stadtbild.

In selbiger Oberstadt beginnt auch die Geschichte der kleinen Ladenkette Le Sorelle – die Schwestern – deren Brand Uashmama sich aktuell über die Region hinaus ausbreitet: Die aus Papier hergestellten Rucksäcke, Tisch-Sets und weitere Accessoires sind mit ihrem Mix aus ökologischer Wiederverwertbarkeit, italienischem Modeschick und einer guten Story am Puls der Zeit.

Das Örtchen Pescia wiederum ist für seinen riesigen Blumenmarkt und die Abenteuer von Pinocchio bekannt. Ursprünglich für seine Maulbeerbäume und die Seidenraupenzucht bekannt, musste die Stadt einen ökonomischen Niedergang hinnehmen, als Napoleon entschied das man statt Seite doch besser Zuckerrüben anbauen sollte.

Diese Idee war wenig erfolgreicher – umso erfolgreicher erwies sich nach dem 2. Weltkrieg die Idee, Blumen anzubauen und weltweit zu verkaufen. Heute stellt dieser Wirtschaftszweig neben der Papierherstellung, die hier auch eine lange Tradition hat, die Kernökonomie.

Tipp!
Wer keine Lust auf Thermen und Blumen hat, der kann immer nach Lucca fahren. Die Stadt besticht unter anderem durch ihre völlig intakte Stadtmauer. Auf dieser dank breiter Wege wie in einem Park gewandelt werden. Man stelle sich den Kölner Grüngürtel um 10 Meter erhöht vor. Neben der Stadtmauer besticht die Stadt durch zahlreiche tolle Kirchenbauten und andere alte Bauten. Sehenswert ist etwa er Torre Guinigi mit seinem kleinen, hängenden Garten und sieben Steineichen.

Von Lucca über Massa und Carrara nach Parma

Unsere Tour folgte schließlich dem toskanischen Bogen am Meer entlang über die bekannten und beliebten Strand-Städte Marina di Massa und Marina di Carrara. Diese Route bedeutete auch ein Wiedersehen mit einem echten Teil meiner Wegstrecke nach Rom. Das war auch faszinierend, weil ich zu Fuß für das Teilstück nach Lucca 3 Tage gebraucht hatte und nun an einem Tag bis nach Parma fuhr. Ein kleiner Reminder, wie anders doch die Pilger-Reise zum Auto-Roadtrip ist.

Unser Stopp in Parma zählt zu den am meisten vom Essen getriebenen: Wir hatten 2018 hervorragend in der Osteria Il Norcino gegessen. Das mussten wir unbedingt wiederholen. Und da Parma zwar durchaus einen schönen, alten Stadtkern hat, ist die Region doch vor allem durch ihre Food-Industry geprägt. Hier hat etwa Barilla seinen Sitz. Und natürlich zahlreiche Hersteller von Parmaschinken und Parmesan. Eine Einkaufstour in den lokalen Supermärkten ist also Pflicht.

Die Osteria Il Norcino besticht durch ein sehr fleischlastiges Menü mit einem Fokus auf Schwein und Rind, betont aber es hat auch vegetarische Gerichte. Wobei ich bei Italien-Besuchen immer das Gefühl habe, das dieses Thema in Italien nach wie vor eine deutlich geringere Durchdringung hat als bei uns.

Emilia Romagna: Bistecca Fiorentina im Il Norcino
Gnocco Fritto, Bistecca Fiorentino, Spinaci con Parmigiano

Als Fleischliebhaber kommt man definitiv auf seine Kosten – dazu kann man hervorragende Weine der Region (ja, auch Lambrusco) und Gnocco Fritto genießen. Die Vorspeisenplatte mit Selbigen und reichhaltigem Prosciutto ist zu empfehlen. Auch wenn ich das vorher nicht immer explizit gesagt habe: Das gilt für eigentlich jedes Restaurant in der Emilia Romagna oder Toscana.

Tipp!
Ich habe mir auch hier ein Bistecca Fiorentina gegönnt: Über 1 Kilo fleischgewordener Traum eines T-Bone-Steaks der Rinderrasse Chianina. Auch wenn wir nicht mehr in der Toskana waren: Die Osteria Il Norcino weiß wie es geht.

Letzter Stopp: Mantua in der Lombardei

Fresco an der Wand der Corte Mainolda

Auf dem Rückweg ging es über Mantua, eine tolle Stadt mit herausragender Lage an mehreren Seen. Da das Wetter leider nicht mitspielte und wir müde waren, blieb es bei einem kurzen städtischen Gastspiel. Wir erkundeten lieber das Umland und unsern letzten italienischen Übernachtungsstopp das Agriturismo Corte Mainolda.

Das hervorragend restaurierte Bauernhaus ließ keinen Wunsch offen: moderner Bad-Anbau in Kombination mit alten Stuckwänden, knarrenden Dielen und einem Blick ins Grüne.

Auch gab es die Möglichkeit auf einen Aperitivo auf der Terrasse und ein tolles Abendessen im romantisch, grünen Innenhof.

Von Mantua ging es über Ottobeuren zurück nach Köln. Eine absolut gelungene Herbst-Reise mit rund 14 Tagen Reisezeit genügend lang um die eigenen Batterien wieder aufzuladen, bevor es in den Endjahrespurt ging.

Fazit: Emilia Romagna und Toskana als Round-Trip im Herbst

Italien geht eigentlich immer, werden sicher die meisten sagen. Und dem möchte ich zustimmen. Besonders genossen habe ich vor allem die Abstecher ins Ländliche und die verschiedenen Agriturismo. Die Privat-Betreiber sind meistens freundlicher, professioneller und bemühter als Hotels.

Auch bieten sie teilweise tolle Frühstücks- und Abendessen-Möglichkeiten, die ich jederzeit jedem anderen Restaurant vorziehen würde. Hier gibt es auf jeden Fall lokale Küche mit einem individuellen Touch und dazu einen lokalen, meist günstigen Wein.

Mit der Jahreszeit Herbst ist es natürlich immer etwas gefährlich: Es kann in der Emilia Romagna noch sonnig sein, genauso sind Regentage und Abkühlung möglich. Zumindest die Toskana ist im September/Anfang Oktober noch meist warm genug für den Sprung in den Pool. In jedem Fall kommt man bei guter Abstimmung mit Sommer- und Herbstferien um die Standard-Touristen aus Deutschland herum. An anderen Nationalitäten wird es trotzdem (gerade in Florenz) nicht mangeln, die die Straßen verstopfen.

Wichtige Fragen zur Emilia Romagna Reise auf einen Blick

Offenlegung: Ich verlinke im Text auf Angebote von Amazon und Booking.com. Es handelt sich dabei nicht um Affiliate-Links oder Empfehlungen speziell bei diesen Anbietern das von mir genannte Angebot dort wahrzunehmen.