Egal ob großes Nachrichten-Portal, oder kleine Webseite: Mit der Zeit sammeln sich Inhalte an. Aktuelle Nachrichten, Kommentare, Meldungen… und was es alles gibt.

Häufig wird dabei nach dem Prinzip „viel hilft viel“ gehandelt und das ist bezogen auf Webseiten-Hygiene einfach falsch. Denn anders als in einer Bibliothek in der jedes Buch vielleicht noch nach Jahren seine Berechtigung hat sind die Inhalte einer Webseite nur so haltbar wie ihre Findbarkeit. Im Zweifel also weg damit!

Content Audit: Warum regelmäßiges Löschen wichtig ist

Ich höre dann häufig: „Aber der Beitrag könnte ja nochmal interessant sein“. Klar – könnte er. Warum wird dann nichts für ihn getan? Statt einen Artikel im Archiv versauern zu lassen kann er doch überarbeitet, aktualisiert, ergänzt und für das aktuelle Jahre aufgefrischt werden. Kann er nicht? Wird nicht mehr aktuell? Dann wird er auch nie mehr interessant. Warum also aufheben?

Für den einen potenziellen Leser, der sich ins Archiv verirren muss, weil der Beitrag längst keinen Traffic mehr bekommt? Organisch rankt ihn Google nicht, für Social Media und den E-Mail Newsletter ist der Inhalt unbrauchbar? Was dann damit tun? Löschen heißt für mich dann die Antwort.

Damit halten wir unsere Webseite aktuell, zeigen die Inhalte auf, die relevant sind und wenn es um die organische Reichweite geht, helfen wir Google: Denn wir zeigen der Suchmaschine, dass alle Inhalte die sie findet relevant sind und ihre Zeit (Crawl-Budget) bei uns gut eingesetzt ist.

Wie aber den Überblick über das eigene Inventar behalten und diese Aktionen planen? Wahlloses löschen, weil ein Artikel mal ein paar Wochen weniger Zugriffe hat ist nicht die Lösung. Sondern ein Content Audit.

Ich habe hier auf dieser Webseite schonmal über die Folgen erfolgreicher Content Audits im Rahmen von Relaunches geschrieben, denn jedem sauberen Relaunch sollte eine Content Analyse vorausgehen.

Frühjahrsputz: Regelmäßig den Bestand aufräumen

Wenn ich aber von „Frühjahrsputz“-Spreche ist der Relaunch natürlich nicht gemeint. Vielmehr regelmäßige Aufräumaktionen. Bei kleinen Webseiten kann das tatsächlich der Frühjahrsputz sein: Also einmal im Jahr den Bestand sondieren.

Bei großen Seiten empfehle ich aber immer einen Audit alle paar Monate – dieser kann iterativ laufen. Also im fortlaufend ein Verzeichnis. Oder – wenn genug Power da ist – die ganze Seite. Wer also 100 Artikel hat, schafft das mit begrenztem Einsatz sicherlich 1x im Jahr. Vielleicht sogar 4x im Jahr. Wer 5.000 Artikel hat, der sollte besser iterativ vorgehen.

Tools wie Screaming Frog und Excel helfen beim Content Audit

Das Grundschema bleibt dabei immer das gleiche: Zunächst die Seite mit einem Crawler wie dem Screaming Frog analysieren, dabei das Zeit-Intervall am besten auf ca. 1 Jahr setzen oder eben auf das Datum von der letzten Analyse – je nach Ausgangslage des Audits.

Und dabei alle wichtigen Parameter abgrasen und in einer Excel aufbereiten:

  • Welche Artikel gibt es?
  • Wie viel Traffic haben sie nach Quelle?
  • Gibt es Backlinks auf die Artikel?
  • Ist die Seite/Artikel aus einem systemischen Grund wichtig? (Impressum, Datenschutz)
  • Ist die Seite/Artikel aus einem anderen Grund wichtig?

  • Ist die Suchintention gegeben/relevant?

Content Audit: Löschen & Behalten sind Kern-Kategorien

Darüber hinaus kann man sich natürlich noch viele weitere Kriterien überlegen. Diese sind aber die Basis. Und sind diese erstmal aufgestellt, wird es schnell einfacher. Denn jetzt kann ich wunderbar trennen:

  • Wenn Artikel kaum Aufrufe haben und die anderen Kriterien ebenfalls negativ ausfallen: LÖSCHEN.
  • Wenn Artikel Aufrufe haben oder eines der anderen Kriterien positiv ausfällt: BEHALTEN.

Behalten heißt nun aber nicht sich auszuruhen. Im Gegenteil. Jetzt geht die Arbeit erst los. Denn jeder Artikel sollte möglichst einen aktuellen Status haben. Wenn Artikel also nicht sowieso regelmäßig angefasst werden ist jetzt im Audit die Zeit dafür.

Dabei lässt sich auch erneut gut clustern:

  • Artikel, die sich schnell aktualisieren lassen (Meta-Daten, Zwischenüberschriften, Bilder, kurze Ergänzungen)

  • Artikel, die intensiver überarbeitet werden müssen (große Teile Neu schreiben oder ergänzen)

  • Artikel, die sich thematisch mit anderen doppeln konsolidieren (einen Best-Practice-Artikel erzeugen und die anderen weiterleiten)

Inventarliste zyklisch bearbeiten und in Redaktionsplan ergänzen

Geht man etwas systemisch und mit einer Excel vor hat man so nach einem halben Tag Arbeit bei einer kleineren Seite sein ganzes Inventar mit einem Status versehen und kann sich jetzt gut an die Umsetzung machen.

Dabei würde ich immer dazu raten vom einfachen zum Schweren zu gehen:

  • Erst alles löschen, was weg kann
  • Dann überarbeiten, was schnell geht
  • Dann überarbeiten, was länger dauert

Diese drei Schritte lassen sich gut in den eigenen, künftigen Redaktionsplan einarbeiten und mit neuen Artikeln ergänzen. Gerade wenn es um umfangreiche Überarbeitungen oder Konsolidierungen von Bestands-Artikeln geht, sind diese am besten in der Planung genauso zu behandeln wie neue Themen.

Content Audit in Redaktionsroutine überführen

Was sich am Anfang nach viel Arbeit anhört wird schnell zur Routine – und bei regelmäßigen Audits wird die ganze Arbeit sehr viel schneller. Wer diese Schritte regelmäßig befolgt wird schnell Erfolge sehen: Denn Beiträge mit kleiner, effektiver Bearbeitungen werden nochmal einen kleinen Traffic-Boost bekommen.

Und gut überarbeitete, lange Stücke haben die Chance langfristig nochmal deutlich mehr Potenzial zu heben. Vor allem reduzieren wir mit dem Vorgehen eine Sache: Irrelevanten Content, die den Leser nicht interessiert. Denn was rankt und Traffic hat, hat Bedeutung.

Und Bedeutung hilft uns bei unseren anderen Themen: Reputation, Reichweite, Conversions. Frohes Putzen.

Content Audit und Frühjahrsputz schnell erklärt

Keine Lust auf lange Artikel und Erklärungen? Worauf es beim Frühjahrsputz-Audit ankommt habe ich auf  LinkedIn zusammengefasst und zusätzlich eine Infografik erstellt, die du auch als PDF herunterladen kannst.